Myoreflextherapie

Myoreflextherapie und Psychosomatik

"Das ist der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten, daß es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo beides doch nicht getrennt werden kann." (Platon)

Die Entwicklung des Fachbereiches der Psychosomatik stellte einen wichtigen Meilenstein in Richtung einer fortschrittlichen Medizin dar. Während die Wurzeln dieses Wissens in nahezu allen Kulturkreisen und deren Erfahrungsmedizinischen Konzepten zu finden sind, bereitet es einer modernen Hochschulmedizin bis heute Schwierigkeiten, die Sachverhalte dieser Disziplin richtig zu verstehen. Definitionen, Klassifikationen, Abgrenzungen zu anderen Fachbereichen sowie adäquate therapeutische Strategien und Konzepte werden auch aktuell noch kontrovers diskutiert und gehandhabt.

In Gutachterkreisen ist eine Rechtsprechung, welche typische psychosomatische Störungsbilder zu 'Einbildungen' abwertet, immer noch üblich: Danach sind "anhaltende somatoforme Schmerzstörungen oder vergleichbare psychosomatische Leiden mit zumutbarer Willensanstrengung überwindbar". (vgl. www.sprechzimmer.ch) Eine weitere hergebrachte Ansicht lautet: "Eine somatoforme Störung wird vermutet, wenn körperliche Beschwerden vorliegen, für die keine medizinische Erklärung gefunden wird. Es handelt sich also um eine seelische Störung, die sich in körperlichen Symptomen äußert. Typisch ist, dass Betroffene auf der Suche nach einer körperlichen Erklärung oftmals von Arzt zu Arzt wandern ("doctor-shopping") und Behandlung um Behandlung durchführen, ohne nennenswerte Erfolge. Im Vordergrund der Beschwerden stehen Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Erschöpfung und Schmerzen. Auch Beschwerden des Herz-Kreislaufsystems oder des Magen-Darmtrakts sind häufig.“ (ebd.)

Ein Blick auf die funktionelle, muskuläre Anatomie des menschlichen Körpers zeigt, dass viele scheinbar unerklärliche, somatoforme Beschwerden ihre Ursache/Herkunft klar ableitbaren körperlichen, muskulären Voraussetzungen und neuroanatomischen Gesetzmäßigkeiten verdanken.



Ganz sicher müsste es mehr Widerstand gegen die Fehl-Einordnung vieler Betroffener, ihrer Leiden und des Faches Psychosomatik geben. Für die Zukunft sind ein klareres Verständnis und eindeutigere Zuordnung zur Psychotraumatologie, zur Psychiatrie, zur Psychotherapie oder zur Inneren Medizin ebenso notwendig wie interdisziplinäre Therapiekonzepte.

Definition

Psychosomatik beschreibt eine Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele und leitet sich vom griechischen Psyche (Atem, Hauch, Seele) und Soma (Körper, Leib) ab. Unterschiedliche Definitionen versuchen den Fachbereich zu erfassen:

  1. Somatisierung als Berichten multipler organischer Beschwerden ohne entsprechende sichtbare Korrelate, bei vorliegender psychischer Störung.
  2. Patienten, die an einer psychischen Störung leiden, sich jedoch beim Arzt mit körperlichen Beschwerden vorstellen.
  3. Verleugnung psychischer Symptome und die Substitutierung durch somatische Symptome, im Sinne einer psychologischen Abwehr.

Am weitesten greifen die biopsychosozialen Erklärungsmodelle für die Entstehung einer psychosomatischen Krankheit. In der Tradition von Thure von Uexküll umfassen diese nicht allein biologisch-körperliche, emotionale und intellektuelle Komponenten des Einzelnen, sondern auch seine soziale Situation und seine Lebensgeschichte; und sehen in dem Zusammenspiel eine Begründung für die individuelle Kranskeitsentstehung. Es geht darum, alte dualistische Denkweisen zu überwinden. So sprechen wir heute von einer "Zugleichheit" von körperbezogenen und psychischen Symptomen.

Typische und häufige psychosomatische Krankheitsbilder

  • Angst und Angststörungen
  • Furcht
  • Panik, Panikattacken
  • Schwindel, Drehschwindel, Gleichgewichtsstörung, Vertigo
  • Blasenschwäche, Reizblase, Harnverlust, Harninkontinenz
  • Verstopfung, Darmträgheit, Obstipation, Stuhlverstopfung, Reizdarm
  • Herzrhythmusstörungen, Herzstolpern, unregelmässiger Herzschlag, zusätzliche Herzschläge Extrasystolen, Palpitationen
  • Prostatis, Prostata-Schmerzsyndrom, Chronische Cystitis, Blasenschmerzsyndrom
  • Tinnitus
  • Schlafstörungen
  • Fibromyalgiesyndrom
  • Burnout
  • Depressive Syndrome
  • Tietze-Syndrom
  • Kopfschmerz
  • Atemnotsyndrome
  • Brustenge, Angina pectoris
  • Schmerzen

Wer behandelt "psychosomatische" Beschwerden und wie werden diese Symptomatologien in der Regel behandelt?

Wenn ein tieferes Verständnis für den Körper oder den "Leib" fehlt, glauben viele psychiatrische Fachärzte bis heute an die Wirksamkeit der sogenannten Psychopharmaka und Antidepressiva. Die entsprechenden Erfolge sind schlecht. Ohne ein tieferes Veständnis der differenzierten Hintergründe der Beschwerden, ohne Kenntnisse der individuellen Ätiologie und ohne bio-logische Hilfe werden viele Betroffene chronisch krank.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Bering (einem längjährigen Kooperationspartner von uns) bietet im Alexianer Krankenhaus die dortige Klinik für Psychosomatische Medizin eine einfühlsame Behandlung, die Körper und Seele gleichermaßen betrachtet.

Von der anderen Seite her reichen Gespräche und Psychotherapie ebenfalls oft nicht alleine aus. Am Beispiel von "Schmerzen" lässt sich die Problematik sehr gut darstellen.

Beispiel Schmerz

Erstens: Zu Schmerzen, welche offensichtlich mit strukturellen Korrelaten einhergehen, gehören körperliche Verletzungen, Knochenbrüche, Wunden, Schmerzen im Kontext gutartiger oder bösartiger Tumoren, sowie bei Gefäßanomalien, Nervenentzündungen, Nervenkompressionen und Myelonreizungen aufgrund von Bandscheibenvorfällen, Trigeminusneuralgien und Reflexdystrophien wie Morbus Sudeck oder Algodystrophien.

Zweitens: Schmerzen, welche im ersten Moment nicht direkt offensichtlich mit physiologischen Prozessen verbunden sind, jedoch an bio-logische Stoffwechselvorgänge gekoppelt sind, sind unspezifische Muskelschmerzen, muskelkater-ähnliche Beschwerden und Ruheschmerzen. Im Zustand von Energiehaushaltskrisen und ATP-Mangel bestimmen metabolische Acidosen (Übersäuerung), erhöhte Laktat- und Ammoniakspiegel das Schmerzgeschehen. Diese Schmerzen sind weder psychogen, noch mental überwindbar und werden durch klassische medikamentöse Schmerztherapien nur verschärft.

Drittens: Wenn segmentale Prozesse über Rückenmarksverschaltungen und symphatische Innervationsmuster in Hautbereiche, Organe, Muskeln oder Fernregionen projizieren, liegen die Ursachen in direkten neurophysiologisch angelegten Verschaltungen, welche vielen Ärzten im Praxisalltag nicht geläufig sind. Referred Pain (übertragener Schmerz), Schmerzprojektionen und Ausstrahlungen werden häufig als "nicht fassbar" eingestuft, die Betroffenen in eine "Psycho-Ecke" geschickt, und dann eben falsch, neuromuskulär unzureichend verstanden und behandelt.

Viertens: Sehr viele Schmerzen generieren sich vor dem Hintergrund neuroanatomischer Verschaltungsmuster, welche vielen Experten nicht bekannt sind. So können neuromuskuläre Dysregulationen aus der Halswirbelsäule in den Kopf, die Arme, die Hände oder auf innere Organe wie das Herz projezieren. Während am Ort der Schmerzen nichts zu finden ist, liegt die Ursache in klinisch anatomischen Gesetzmäßigkeiten verankert.

Fünftens: Störfelder, Beherdungen und Metall assoziierte Lokalelemente in den Zähnen und im Kiefer können versteckt Nervenverästelungen des Trigeminus-Nerven aktivieren und Neuralgien, Migräne sowie Projektionsbeschwerden in die Halswirbelsäule, den Schultergürtel und die Arme verursachen. Diese Ursachen werden häufig übersehen, nicht verstanden und wiederum falsch behandelt.

Sechstens: Biokinematische Verletzungen der Bewegungsgeometrie mit "Drehmoment-Veränderungen" in der Region des Beckens oder der Halswirbelsäule können kompensatorische "Gegendrehmomentaktivitäten von antagonistischen Muskel- und Fasziengruppen verursachen, welche in der Überlastung überstrapaziert werden und weh tun. Am Ort des Schmerzes nicht sichtbar, liegt die Ursache irgendwo ganz anders. Häufig schauen Experten auf die falsche Seite, finden nichts und kommen zur Erkenntnis, dass diese Schmerzen "eingebildet" sein müssen.

Siebtens: Biomechanische Strangulationbsphänomene, bei welchen muskuläre Asymetrien und Kontraktionen Nervengeflechte sekundär aushebeln, sind sehr häufig für atypische Schmerzzustände, welche nicht in klassisch neurologische oder radiologische Vorstellungen passen, verantwortlich. So können die M. scalenii den Plexus brachialis irritieren und vielfältige Schmerzzustände, Taubheit sowie Kribbeln in Armen, Ellbogen und Händen auslösen. Der M. Iliopsoas kann in funktionellen Verkürzungen den Nervenplexus Lumbalis im Verlauf der Lacuna vasorum aushebeln und ein ebenso weites Spektrum an Symptomatologien und Schmerzen im Beckenbereich, den Hüften, den Knien und den Füßen verursachen. Z.B. Piriformis-Syndrome mit Irritationen des Plexus sacralis. Während bildgebende Verfahren in all diesen Fällen ohne Befund bleiben, und Leidende deshalb allzu oft als Simulanten abqualifitiert werden, kann diesen Menschen geholfen werden, wenn die entsprechenden Spannungsmuster geklärt werden. Die Engstellen in den verschiedenen "Scalenuslücken" können zum Beispiel folgende Probleme triggern:

  • Taubheitgefühle in den Fingern
  • "Carpal-Tunnel Syndrom"
  • "Tennisellbögen"
  • "Golfarme
  • Schulter-Arm-Beschwerden
  • Brustenge
  • Atemnotsyndrome
  • BWS-Schmerzen
  • Schulterblatt-Beschwerden
  • Nackenschmerz
  • Angstsyndrome
  • Rippen-Blockierungen
  • Rückenschmerz

Achtens: Nicht auf dem Radar vieler Schmerzärzte sind verschiedene Formen von Faszienschmerzen. Trotz des schnell wachsenden Forschungsbereiches und zunehmender Popularität in einer breiten Öffentlichkeit liegen essentielle Fakten zu der Bedeutsamkeit der Faszien für das Verständnis vieler Schmerzen noch im Dornröschenschlaf. Wenn das bindegewebige "Kleid" oder der "Tauchanzug" Faszien an Elastizität verliert und "zu klein" wird, entstehen "vielschichtige" Schmerzsyndrome, welche aufgrund und entlang der Faszienorganisation, ausstrahlen. Fibromyalgiesyndrome, Weichteilrheuma und viele weitere Syndrome entwickeln sich aufgrund faszialer Gesetzmäßigkeiten und ihren untrennbaren Muskelzügeln.

Neuntens: Muskelinduzierte Symetriestörungen der Kopfgelenke sind für eine große Vielfalt komplexer Schmerzen und Beschwerden verantwortlich. Speziell die Verschaltungen der Hirnnerven, der Cervikalnerven – Vegetativum – Gefäß – Gelenk - Faszien-Übergänge zwischen Schädel, Atlas und Axis spielen eine Schlüsselrolle für das Verständnis und die richtige Therapie "bunter Beschwerdebilder". Nicht "psycho", sondern reine Anatomie! Wenn der Nacken triggert und dies dann ...

  • im Ohr juckt
  • im Ohr pfeift
  • die Zunge taub macht
  • das Sprechen stört
  • Schwindel provoziert
  • Sehstörungen auslöst
  • den Geschmack verfälscht
  • die Orientierung trübt
  • müde macht
  • den Antrieb hemmt
  • im Gesicht brennt
  • Kopfschmerz auslöst
  • Migräne verursacht
  • die Konzentration stört
  • Kloßgefühle im Hals macht
  • Herzrasen provoziert
  • Angst macht
  • den Schlaf raubt
  • Energie raubt
  • deppressiv macht

Zehntens: Besonders schwer greifbar sind "Dissoziative Schmerzen". Schmerzen "wie ein Helm" auf dem Kopf, "wie eine Kaputze" im Nacken, "wie ein Schild" vor der Brust, "wie eine Rüstung" über dem Rücken tragen und beinhalten wesentlich "mehr" als Anatomie in Funktion in sich. Im Dienste eines "so gut als möglichen Verhaltens" und im Sinne von besonderen Schutzmaßnahmen gestalten der Organismus, das Gehirn, das neuromuskuläre System und die psychoemotionale Wirklichkeit ein Motor-Neuro-Pattern mit speziellen Aktivierungen der Interozeption. Diese Schmerzzustände können nur individualisiert, personalisiert und resituiert in ihrem jeweiligen Kontext und den entsprechenden Interaktionsmustern verstanden werden. Ganz sicher sind solche Beschwerden jedoch nicht eingebildet, nicht psychogen und auch nicht strukturell pathologisch. Diese Schmerzen korrelieren stets mit adäquaten neuromuskulären Spannungen, sind tastbar, berührbar und unterliegen neurophysiologischen Regelkreisen. Bei gleichzeitigem tieferen Verständnis der psychodynamischen Hintergründe werden diese dissoziativen Schmerzen unter einem bewußten reflektieren des Therapeuten der vorliegenden „Zugleichheit“ und Verwobenheit regulierbar.

Elftens: Abhängig von biographischen Ereignissen und traumatischen Belastungen können sich in traumakompensatorischen Mechanismen sowie in traumatischen Prozessen schwere Symptome und Schmerzen entwickeln. Erst das Erkennen psychodynamischer Kräfte in Psyche und Körper können diese Probleme "überwindbar" machen. Hilflosigkeit versus Anspannung und Hyperarousal im Nacken führen logischerweise zu Kopf- und Nackenschmerzen. Die Beschwerden und Symptome sind vor dem Hintergrund ihrer Ursachen zu verstehen: Die Ursache und den Sinn der Symptome verstehen! Die Dynamik dieses Gleichgewichtsystems kann als "Parallelogramm der Kräfte" veranschaulicht werden. Darin "bildet die Diagonale die 'Resultante' der in entgegengesetzte Richtung wirkenden Kräfte" und drückt sich als Symptom aus. "Diese Resultante entspricht dem psychotraumatischen Symptom als 'Kompromissbildung'" (Fischer, G. (2000). Mehrdimensionale psychodynamische Traumatherapie MPTT. Manual zur Behandlung psychotraumatischer Störungen. Heidelberg: Asanger. // Fischer, G. & Riedesser, P. (2003). Lehrbuch der Psychotraumatologie. (3. Aufl.). München: Reinhardt.).


Symptome und "wandernde" Schmerzen im Parallelogramm der Kräfte.
TS steht für das Traumaschema, TKS für das trauma-kompensatorische Schema.
Diagonaler Pfeil = ergibt sich im Parallelogramm der Kräfte als Resultat und "Kompromiss" zwischen Trauma/Belastung (TS) einerseits und Abwehr (TKS) andererseits.
Die Symptome entsprechen der Diagonale. Diese Dynamik hinter den Symptomen entzieht sich einer willkürlichen Kontrolle.

Ein Beispiel: Schleudertrauma/Beschleunigungsverletzungen der HWS

Beschleunigungsverletzungen (insbesondere bei Autounfällen; aber auch bei Geburtstraumata); ferner auch Ausrutscher, Verrenkungen im Nacken und Hebetraumata bedrohen und belasten eine besonders wichtige Körper-Region, die obere HWS.

Alle Beschleunigungskräfte werden über die Muskeln in dieser Region abgefangen, sodass es nicht zu tödlichen knöchernen Verletzungen in der Übergangszone zwischen Schädel und HWS kommt. Die extreme Erhöhung des Muskeltonus entspricht dem Trauma-Schema (TS). Es bedeutet letztendlich Schutz angesichts einer gefährlichen Bedrohung. In der Zeit danach bleiben diese Muskeln häufig gezerrt, eingefroren und festgefahren. – Das TS verselbständigt sich.

Um diese Anspannung zu kontrollieren und die dort entfachten Schmerzen quasi in Schach zu halten, geht der Körper in ein Schon-Verhalten. Die Bewegungen in der HWS werden ausgespart. Dies entspricht dem traumakompensatorischen Schema (TKS). Körperlich geht dies zulasten von mehr Drehungen und Bewegungen im Schulterbereich und der BWS ... auf Dauer zu einer Überlastung der Arme und Hände oder der LWS ...

Dies geschieht auf der "Diagonale" der Symptome. Dieses Phänomen wird als "Wandern der Symptome" bezeichnet. Es ist in der obigen Abbildung als Abfolge von T1, T2 usf. auf der Diagonale des Kräfteparallelogramms eingetragen. Hierin wird ausgedrückt, dass sich neuromuskuläre Symptome als Abfolge von schmerzhaften Verspannungen und anschließender Schonhaltung bilden, wobei die Schonhaltung ihrerseits mit der Zeit zu weiteren Symptomen führt. Es ergibt sich eine Sequenz aufeinander folgender und auseinander hervorgehender Symptome ...

Vor diesem Hintergrund sind diese Symptome dann eben nicht psychogen oder psychosomatisch zu erklären. Diese unphysiologischen Muskelverspannungen und traumatischen Erstarrungen wirken sich in und von dieser Chefetage auf Nerven, Blutgefäße und das Rückenmark aus:

  1. Die Wirbelsäulen-Arterie (A. vertebralis) wird in ihrem besonderen Verlauf zwischen WS und Schädel häufig abgeknickt und in ihrer Funktion gedrosselt: Die Abzweige dieses "Gartenschlauches" in Richtung Kleinhirn (dem Architekt der Bewegung), in Richtung Innenohr und Gleichgewichtsorgan und in Richtung basalem Aufmerksamkeitszentrum im Rückenmark werden über diesen Weg ebenfalls stranguliert. Die Folgen: Schwindel, Ohrgeräusche, Hörsturz, Hinterhauptskopfschmerz, Orientierungs- und Gangunsicherheit.
  2. Die Stress-Nervenknoten (Ganglien) des Sympathikus geraten in den neuromuskulären Verspannungen aus dem Takt und "feuern" chronisch (sie "machen Stress"). Die Folgen: Schlafstörungen, Schwitzen, Angst, Migräne, Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Sehstörungen, Körperlicher/muskulärer Hypertonus, Reizbarkeit/Ärgerlichkeit und neuronale Engstellung der Wirbelsäulenarterie und der Halsschlagader (A. carotis).
  3. Der Ruhenerv (N. Vagus) in der Tiefe der vorderen HWS wird in diesen Spannungs- und Stress-Mustern gestört, in seiner Funktion eingeschränkt und ausgehebelt. In der Folge entstehen innere Unruhe und Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Erschöpfung am Morgen. Die natürliche Regeneration kommt nicht mehr zum Zuge. Die Beruhigung greift nicht mehr und die Sackgasse mündet in Depressivität. Gehemmte Aktivitäten dieses Ruhenerven und seiner Verästelungen sind auch entscheidend für einen Koordinationsverlust der Leber (N. hepaticus) und des Energiestoffwechsels verantwortlich. Die Symptome sind: Fressattacken, Hungergefühle, hohe Fettwerte.
  4. Als führende Muskeln der vorderen HWS sind die Treppenmuskeln (Scaleni Muskeln) zudem entscheidend in das Atemverhalten integriert. Im an Unfälle gekoppelten Spannungsmuster können sie ihre Funktion, nämlich die Rippen für die Atmung anzuheben, nicht mehr erfüllen. In einer Funktionsumkehr blockieren sie nun vielmehr die Einatmung und die oberen Rippen und ziehen gleichzeitig den Hals und den Kopf nach vorne: Diese Irritation führt zu einer Gegenspannung im Nacken und Schulterbereich und zu weiterem Schmerz in der WS. Das Spannungsmuster vom Unfall wird so verstärkt.
  5. In der Tiefe der Treppenmuskeln kann ein weiterer Nerv biomechanisch ausgehebelt werden. Der Phrenicus Nerv steuert das Zwerchfell und reguliert so den Atemrhythmus mit. Störungen dieses Nervs behindern die Atmung, leiten Verspannungen des Zwerchfells und der BWS mit ein, irritieren (aufgrund ihrer Verästelungen) den Herzbeutel und die Hinterwand des Herzens und bedrängen mit dieser Spannung die Region hinter dem Brustbein.
  6. Das Nervengeflecht für die Schulter, den Arm und die Hände, der sog. Plexus Brachialis gerät in dieser aus dem Lot geratenen HWS und den muskulären Überspannungen ebenfalls unter Stress. In zwei anatomischen Engstellen (der oberen und unteren Scalenus-Lücke) resultieren nach Unfällen häufig Strangultionsphänomene. Die Folgen: Taubheitsgefühle und Kribbel im Arm, eingeschlafene Finger, Karpaltunnelsyndrom, Tennisellbogen, Schulter-Arm-Schmerzen, Schulter- und Nacken-Beschwerden.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich: Es macht wenig Sinn, den Fokus nur auf die Symptome zu beschränken – und diese dann bekämpfen zu wollen. Sondern es muss immer darum gehen, die Herkunft, den Sinn und die Ursachen der Symptome zu verstehen.

Psycho-Somatik und die Darm-Gehirn-Achse

Moderne Forschungen belegen, dass die erfahrungsmedizinischen Traditionen in Tibet, Indien und China mehrdimensional richtig gelegen haben. Eine Trennung zwischen Leib und Seele, Körper und Geist wurde dort nie "gedacht" und so erst gar nicht künstlich geschaffen. Aus der Natur abgeleitet wurde der Mensch in seinem Ökosystem, in seiner Umwelt, und im Zusammenleben mit seiner "inneren Umwelt", wie beispielsweise dem Ökosystem im Darm, als übergreifende Einheit betrachtet.

Ein Schlüssel zur körperlichen sowie der gleichzeitigen psychischen Gesundheit stellte die Ernährung und die Darmgesundheit dar. Selbst die Begrifflichkeit Psychosomatik und Somatopsyche existierten aufgrund der "Nichttrennung" gar nicht. Das Wissen, daß ein kranker Darm eben auch psychisch krank machen kann war in Praxis und Theorie schon seit hunderten von Jahren selbstverständlich. Aktuelle Forschungen belegen diese Erkenntnisse. Vor dem Hintergrund dieser medizinischen Tatsachen müssen in Zukunft die Darmgesundheit, entsprechende Diagnostik, bio-logische natürliche Ernährungsweisen und individualisierte interdisziplinär entwickelte Therapiekonzepte in Psychosomatische Denk- und Handlungsweisen integriert werden.

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